OPER KOELN – OFFENBACH, La Grande Duchesse de Gerolstein
GÜRZENICH ORCHESTER KOELN
François-Xavier Roth, conductor
Renaud Doucet, director
André Barbe, costumes and stage design
Es gab in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts niemanden von Relevanz in den europäischen Hauptstädten, der diese Dame nicht kannte; sie war in aller Munde, diese ominöse »Großherzogin von Gerolstein« – und galt zugleich als das wichtigste kulturelle Ereignis der zum Zeitpunkt ihrer Uraufführung weithin ausstrahlenden Pariser Weltausstellung.
Auch wenn ihre konkrete Adelsbezeichnung und die in diesem Falle eher nebensächliche Stückhandlung, welche uns in die Zeit der deutschen Kleinstaaterei und Kleckerles-Fürstentümer führt, den Eindruck erwecken, es handele sich bei ihr um eine deutsche Souveränin aus der Eifel, so kann das nicht darüber hinwegtäuschen, dass man es hier ureigentlich mit einer ›waschechten Pariserin‹ zu tun hat, denn in der Weltkulturhauptstadt jener Zeit wurde sie über das Taufbecken gehalten – mit dem Datum der Uraufführung am 12. April 1867 im Pariser Théâtre des Variétés.
Im Übrigen zeichnet sich diese ›Opéra bouffe‹ durch all das aus, was in der französischen Metropole der damaligen Zeit für den Erfolg einer Operette unerlässlich war: Zündende Melodien, Rhythmus, Witz, Esprit, Biss und raffiniert kaschierte erotische Anzüglichkeiten. In der mit pikanten Seitenhieben gespickten Handlung um die eigenwillige Gerolsteiner Monarchin mit Torschlusspanik, die sich weit unter ihrem Stand in den schmucken Soldaten Fritz verliebt, sich dann aber – in ihrer Eitelkeit gekränkt, weil von ihm abgewiesen – an einem dilettantischen Mordkomplott gegen ihn beteiligt, um schließlich mit Ach und Krach anderweitig unter die Haube zu kommen, mischen sich all diese Ingredienzen aufs Allerfeinste. Dabei ist der satirische Zeigefinger stets frisch und frech auf militärisches Tamtam, korrupte Bürokratie, diplomatisches Säbelrasseln und ein ganzes Arsenal menschlicher Schwächen gerichtet, wobei trotz allem mit guter Laune festgehalten werden darf, dass das wichtigste Utensil eines Mannes natürlich sein ›Degen‹ ist. Der Triumphzug dieses Werks führte denn auch umgehend von Paris über Wien und Berlin bis in die Vereinigten Staaten.
Bei der »Großherzogin von Gerolstein« handelt es sich um eine der prominentesten und wertvollsten Schöpfungen jener Komponier- und Schreibwerkstatt des kongenial zusammenwirkenden, hoch produktiven Teams, bestehend aus dem in Köln – also unweit der Eifel – aufgewachsenen Komponisten Jacques (Jakob) Offenbach und seinem brillanten Autoren-Duo Henri Meilhac und Ludovic Halévy. Zu den weiteren Operetten-Großtaten dieser personellen Konstellation zählten unter anderem »La Belle Hélene«, »Blaubart«, »La vie parisienne«, »La Périchole« und »Die Banditen«.